Wildniskurse abhalten, wie läuft das ab?

Die 8-Shields als Kursschablone?

Einen Kurs oder einen Workshop abzuhalten, ging für mich schon immer über die reine Inhaltsvermittlung hinaus – es geht darum, eine lebenslange Begeisterung für das Lernen zu entfachen. Ich stelle mir Unterricht immer als metaphorisches Lagerfeuer vor; die Aufgabe besteht nicht nur darin, dieses Feuer zu entfachen, sondern auch eine Flamme zu pflegen, die auch nach Abschluss der Veranstaltung hell in den Teilnehmern brennt und ihre Neugier und Engagement fördert. 

Die Planung eines erfolgreichen Workshops ist, auch wie bei der Vorbereitung eines Feuers, wirklich eine Kunst. Man benötigt eine clevere Mischung aus kreativer Inspiration und flexibler Präsentation, die auf die verschiedenen Lernstile unserer TeilnehmerInnen zugeschnitten ist.

Wenn die Hölzer nass sind, raucht das Feuer immerzu. Also müssen wir auch in der Vorbereitung schon Achtsamkeit walten lassen.

Grundprinzip des 8-Shields Ansatzes

1. Gemeinschaft: Ein zentraler Bestandteil des 8-Shields-Modells ist die Schaffung einer starken, unterstützenden Gemeinschaft. Durch gemeinsame Aktivitäten und Rituale entsteht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit, das die Teilnehmer motiviert und dazu beiträgt, dass sie sich sicher und geborgen fühlen.
2. Naturverbindung: Ziel ist es, die Teilnehmer wieder mit der Natur zu verbinden und ein Gefühl von zu Hause zu bekommen. Dies geschieht durch direkte Erlebnisse, die alle Sinne ansprechen, und durch das Erlernen traditioneller Naturtechniken. Die tiefe Verbindung zur Natur fördert nicht nur das Wohlbefinden, sondern auch ein tieferes Verständnis für ökologische Zusammenhänge.
3. Persönliches Wachstum: Durch die Herausforderungen und Erfahrungen in der Natur werden die Teilnehmer dazu angeregt, persönliche Grenzen zu überwinden und sich weiterzuentwickeln. Das Modell fördert vor allem die Selbstreflexion und die Entdeckung der eigenen Stärken und Fähigkeiten. 

Wenn ich mein Feuer unachtsam aufbaue, dann fällt es mir irgendwann auseinander und ich muss mich von da an konstant darum kümmern.

Anwendung der 8-Shields in Wildnisschulen

Um die Prinzipien des 8-Shields-Ansatzes erfolgreich in einem Wildniskurs umzusetzen, gibt es die verschiedenen Werkzeuge, die dabei helfen können. Wir nennen diese Kernroutinen. Damit unser Kursfeuer nicht umfällt.

1. Sitzplatz: Teilnehmer verbringen regelmäßig Zeit an einem festen Platz in der Natur, um die Umgebung intensiv zu beobachten und eine tiefere Verbindung zu ihrem Platz aufzubauen. Diese Praxis fördert Achtsamkeit und das Verständnis für natürliche Rhythmen.
   
   "Der Sitzplatz gehört zu den wichtigsten Praktiken, die wir üben können." -Tom Brown Jr.-
   
   
2. Geschichten, Stroytelling und Mentoring:  Geschichten sind ein kraftvolles Werkzeug, um Wissen zu vermitteln und die Fantasie anzuregen. Erfahrene Mentoren teilen Geschichten von Naturerlebnissen und traditionellen Weisheiten, die die Teilnehmer inspirieren und ihnen neue Perspektiven eröffnen.
3. Kreise und Rituale: Regelmäßige Kreise (Rederunden), in denen die Teilnehmer ihre Erfahrungen teilen, fördern den Gemeinschaftsgeist und das gegenseitige Lernen. Rituale verankern uns in der Realität, so wie das morgendliche Ritual, welches wir alle kennen, wenn wir an Arbeitstagen aufstehen. Genauso gibt es diese in der Wildnis auch, wie das gemeinsame Entzünden eines Lagerfeuers ohne Streichholz und Feuerzeug oder das Feiern von Naturzyklen, stärken die Verbindung zur Natur und zur Gruppe und verankern uns in dieser ‚neuen‘ Realität.
   
   
4. Naturhandwerk und Überlebenstechniken: Praktische Fertigkeiten wie Feuer machen, Schnitzen oder das Bauen von Unterkünften ermöglichen es den Teilnehmern, Fähigkeiten zu erlernen und ein tiefes Verständnis für natürliche Ressourcen zu entwickeln. Es schenkt uns auch ein Selbstvertrauen, das nicht so leicht erschüttert werden kann.
   
   

Feuer selbst zu erzeugen, ist eine Kunst. In der Wildnis ist die beste Möglichkeit, ein Feuer durch Reibung zu kreieren.

Die Funktionsweise der 8-Schilde

Die 8-Schilde basieren auf den Himmelsrichtungen. Jon Young, der erste Schüler von Tom Brown Jr., hat das sogenannte Coyote-Teaching direkt erfahren. Oft bemerken wir nicht, wie die Mechanismen eines Systems funktionieren, wenn wir darin aufwachsen. Wir handeln aus unseren Routinen heraus. Für Jon war es in seinem Erwachsenenleben wichtig, die Funktionsweise des Coyote-Teachings zu verstehen und verständlich zu machen.
So entwickelte er die 8-Schilde. Dieses System ist kein traditionelles, sondern ein modernes, das auf den Lernstrukturen von Stammesgemeinschaften weltweit basiert.
Der Zyklus beginnt im Osten. Wir betrachten die Qualitäten der Himmelsrichtungen und übertragen diese auf die Lernprozesse der Schüler.
Ein Beispiel: Wenn ein Schüler nicht mitmacht, könnte ihm die Energie des Ostens (Inspiration) oder des Südostens (Werkzeuge) fehlen. Er hat möglicherweise bisher nicht alles, was er benötigt, um zu beginnen.
Dieses System macht nicht nur Prozesse sichtbar, sondern bietet auch konkrete Schritte, um den Lernprozess wieder in Gang zu bringen.

Aufmerksamkeit zum Detail ist entscheidend – ähnlich dem sensiblen Prozess des Feueranzündens, bei dem jeder Aspekt vom Funke über  Kleinholz sammeln bis zum Aufbau von Bedeutung ist. Die Atmosphäre, die wir als Coyote-Teacher erschaffen, die Ressourcen, die wir nutzen, und das Vertrauen, das wir aufbauen, können die Effektivität unseres Workshops maßgeblich beeinflussen.

Wenn du mehr über das pädagogische Grundprinzip hinter der widlnspädagogik erfahrene möchtest, schau doch gern mal im Wildnis-Campus vorbei. Dort schlüsseln wir die Himmelsrichtungen bis ins Detail auf.